Sonntag, 22. November 2009

Kolumnen im Falter Oktober 2009

Heilsex

Meine Freundin F. hat ein Rezept entdeckt, wie man die Libido wiederentdeckt. Das einzige was man dazu braucht, ist Zeit. Man nimmt also Urlaub und legt sich mit dem Partner ins Bett. Keine Bücher, keine Zeitungen, kein Radio und kein Fernseher. Aufstehen ist nur erlaubt für Toilette oder Essen. Aber dann geht’s sofort wieder ab ins Bett. „Nach etwa 30 Stunden wollte ich ihn nicht mehr erschlagen und ich begann mich für seinen Körper zu interessieren. Nach 3 Tagen hatten wir so guten Sex, dass ich den jetzt bitte wieder sehr oft wiederhaben will.“ Sie ist glücklich. Und sie will jetzt Sexberaterin werden. Ich bin mir nicht sicher, ob sich daraus ein lizenzfähiges weltumspannendes Geschäftskonzept entwickeln kann. Erstens hat kein Schwein so viel Zeit. Und zweitens weil ich das jetzt hier so banal hingeschrieben habe. Das wäre ja genauso, als würde ich die Metabolic Balance Leute um ihr Geheimnis betrügen, in dem ich rausposaune, dass die Leute weniger fressen sollen und wenn dann mehr Eiweiss und keine Kohlenhydrate oder Zucker. Würd’ ich aber eh’ nie tun, so was.

Kolumne vom 7.10.2009

Stilfrage

Eine Bekannte datet ihren neuen Liebhaber einmal in der Woche für 2 Stunden Sex. Dann geht sie wieder nach Hause und ist Ehefrau und Mutti. Im Prinzip ist sie damit total rund, aber sie ist in einer, sagen wir, technischen Bredouille. Der Ehemann nämlich ist beim Sex busenfixiert. Der Liebhaber steht auf Vagina und Hintern und nimmt sich viel Zeit zur Betreuung der beiden. Eigentlich taugt ihr diese neue allumfassende Wertschätzung ihres Körpers sehr. Aber sie ist vorsichtig, denn sie muss gerade sehr flexibel sein. Es könnte sie verraten, wenn sie auf einmal Handgriffe und Stellungen ins Liebesspiel mit ihrem Mann bringt, die ihn aus der körperlichen Vertrautheit reissen und vielleicht stutzig machen könnten. Um ihre diesbezügliche Flexibilität zu schulen, riet ich ihr zum Kauf eines Zweitautos. Das alte hat Gangschaltung, das neue Automatik. Wenn sie beide regelmässig abwechselnd in Betrieb nimmt, ist es nur mehr eine Frage des Unterbewusstseins, wie souverän sie die beiden fährt. Sie findet, das ist ein saublöder Vergleich zu diesem schwerwiegenden Problem. Mir wurscht.

Kolumne vom 14.10.2009


Nocke, amtlich

Das Kinderzimmer geht auf die Strasse hinaus. Dort verbringe ich im Moment meine Nächte. Ich möchte nicht darüber diskutieren, warum. Und während ich also beim einschlafen versuche, die nervige „Guten Abend – gut’ Nacht“ – Melodie aus meinem Kopf zu bringen, die ich 2 Stunden lang summen musste, höre ich schon wieder dieses Geeier von der Strasse. In letzter Zeit parkt ein Auto immer vor dem Fenster und hat laut türkische Schmachtfetzen im Dauerloop spielen. Den Bass spürt man körperlich bis rauf in unsere Wohnung. Ich hab’ nichts gegen ausländische Folklore, aber noch weniger gegen Schlaf. „Aayaaaaa…ntsntsnts“ Irgendwann dann hat’s mir gereicht. Ich lief hinunter, klopfte ans angelaufene Fenster und unterbrach die zwei Liebenden bei dem, was sie grade taten, ernsthaft mit dem Satz: „Geh bitte! Kauft’s euch a Wohnung!“ Hab’ ich gesagt. Genau den Satz. Jetzt bin ich depremiert. Ich, weiss, man altert. Und dass man da als fade Nocken endet, die anderen Leuten den Spass versaut, war abzusehen. Aber dass das sogar vor meinem 40er passiert, ist ein Skandal.

Kolumne vom 21.10.2009

Sexdepp

Ein Bekannter von mir hat alles falsch gemacht. Also echt alles. Wenn man das so in einem Film sieht, denkt man sich, das ist unrealistisch, so doof ist keiner. Erstens hat er seine Freundin betrogen, mit zweitens genau der Frau, auf die die Freundin eh schon seit Monaten eifersüchtig ist und ihm unterstellt, die wäre interessiert. Wofür er vordergründig nichts kann, aber sie hat ihn dann doch auf die gute Idee gebracht, dem Verdacht nachzugehen. Erfolgreich. Dann ist er also mit der im Bett und hat es nicht geniessen können, weil er den Instantmoralischen gekriegt hat. Worauf er (Achtung!) Blumen kauft und nach Hause pilgert. Ungeduscht. Da steht er nun, blumenbeschmückt und seit langem wieder mal nach Sex riechend. Was soll ich sagen. Es dauerte 2 Minuten, bis er alles gestanden hat. Jetzt sind sie in Therapie. Er wegen dem Moralischen, sie weil er so patschert ist. Naja. Klassiker halt. Ich kenne ja wen, der mir immer sagt, er verstehe das Prinzip Eifersucht sowieso nicht, man solle sich doch freuen über den tollen Sex, den der Partner bekommt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Kolumne vom 28.10.2009



Buchrezension f.den Falter
SIMON BOROWIAK
"SCHADE UM DEN SCHÖNEN SEX"

Eichborn Verlag

Der namenlose Icherzähler und sein wunderlicher Kumpel Cromwell kennen sich aus der Psychiatrie und haben dementsprechend je einen an der Waffel. Ein gemeinsamer Urlaub in Nizza dümpelt in der eher tristen und gleichzeitig saukomischen Welt der zwei Jammerlappen so dahin, bis eine bizarre Wende eintritt, als sich der unerbittliche Liebesversager Cromwell in die minderjährige Tochter der Hotelzimmernachbarn verknallt.
Es geht um Liebenkönnen, nicht mehr Liebenwollen und darum, wie man sich aufgrund früherer Unfälle in Liebesdingen ein kompliziertes Leben strickt, um nicht mehr zu straucheln. Soll heißen: Während man über diese zwei eigenartigen Typen lacht, mit denen man sich so gar nicht identifiziert, kann man sich auf eine eigentümliche Art und Weise ziemlich ertappt fühlen.
Hier ist das Schrullige treffliche Pointe. Selten war Schwermut so lustig, Losertum so spannend und dar­über hinaus auch noch poetisch. Wenn man unsensibel wäre, könnte man auf den Autor, bekannt durch seine Beiträge für das Satiremagazin Titanic, böse sein, weil er durch seine Geschlechtsumwandlung einen der wenigen Belege dafür versaut hat, dass Frauen auch lustig sein können. Aber wer Sachen schreibt, wie „… und hupte wie am Spieß“, dem verzeiht man alles. Borowiak ist der Chef, wenn’s ums Formulieren geht. Super Buch.

Rez. 18.11.2009

Kolumnen im Falter September 2009

WOW!

Sonntagabendstau am Altmannsdorfer Ast ist von je her ein Highlight. Man erhascht immer einen Blick auf einen gelangweilten Nasenbohrer. Letzten Sonntag ging’s sogar richtig sexy her. Zunächst schlich ich ewig hinter einem Lieferwagen her, mit dem Aufkleber: „Lass mich dich auf meiner Motorhaube betanken, bis du überläufst!“ Es kostete mich einiges an Charme, mein Auto so an ihm vorbeizuwurschteln, dass ich einen Blick auf den Fahrer werfen konnte. Optisch war der eine Niederlage, daher sehr schlechtes Angebot zum schlechten Pickerl. Traurig staute ich mich weiter und JACKPOT! Neben mir hatte sich einer lieb. Ganz offensichtlich, mit offenem Fenster und er war laut! Es dauerte auch ganz schön. Ich traute mich nicht mein eigenes Fenster zuzumachen, damit er nicht bemerkte, dass ich alles mitkriege. Selten so eine autoerotische Leidenschaft erlebt ohne Rücksicht auf die Umwelt. Doch irgendwann hat er’s hingekriegt und er meinte: „AAAH!“ Und er bekam sogar eine Antwort von meinem Hund. Der bellte anerkennend durchs Fenster: „WOW! WOW!“ Der Wixer schaute blöd. Ich kroch schnell weiter.

Kolumne vom 2.9.2009

Kitschfalle

Laut einer Umfrage der dpa ist das häufigste Motiv für Sex, dass sich der oder die befragte zu der Person hingezogen fühlt. Beachtliche Erkenntnis, was? Da gibt’s aber eine in meinem Bekanntenkreis, für die ist Sympathie völlig nebensächlich bzw. sogar eigentlich fast störend. Sie macht sich die Herren gerne untertan, vor allem auch die Wichtigtuer, die sie blöd findet. Die bestraft sie dann mit einer ordentlichen Nummer, die Arge. Ob denen diese Demütigung so wahnsinnig zuwider ist, ist zu bezweifeln. Ihr ist das wurscht, Hauptsache sie weiss es. Letztens ist ihr das Dominaverhalten aber gründlich vergangen. Sie zog sich den langweiligen Anmacher aus der Bar rein (Spruch: „Wir kennen uns, oder? Wenn nicht, dann hoffentlich bald.“ SCHNAAARCH!) Es folgte ein Bestrafungs-One-Night-Stand, der sich gewaschen hat. Am nächsten Morgen stand Frühstück auf ihrem Tisch und ein Zettel, auf dem stand (meiner Meinung nach etwas Rosamunde-Pilcher-mässig): „Einen Besseren wie mich kriegst du nicht. Ruf an!“ Sie ist jetzt platt – und frigide übrigens. Weil so wer macht ihr Angst.

Kolumne vom 8.9.2009


Amour Bruland

Meine Freundin strotzt neuerdings vor Selbstbewusstsein. Sie hat einen Saunaverehrer. Nicht, dass sie jemals ein Wort gewechselt hätten, darum geht’s auch nicht. Aber: jedes Mal wenn sie Mittwochs um 18 Uhr die gemischte Sauna betritt, sitzt der schon da. Noch nie war sie vor ihm in der Sauna und noch nie ist sie nach ihm gegangen. Er scheint richtiggehend auf sie zu warten, hält sogar den Platz neben sich frei. Sie setzt sich immer neben ihn. Eh total züchtig, Beine geschlossen. Und dann, langsam, langsam bekommt der Herr einen Ständer. Und der bleibt stehen, bis sie wieder geht. Es sind auch andere Frauen in der Sauna, auch fesche, auch jüngere. Aber den Ständer kriegt er nur bei ihr und für sie. Trotz der Hitze! Das ist ihr exklusiver wöchentlicher Privatständer, ohne Verpflichtungen und ohne Versprechungen. Und der tut ihr gut. Einmal sah sie ihn in Zivil in Geschäftsmannmontur im Kaffeehaus. Er hat sie nicht einmal erkannt, als sie verstohlen zu ihm hinüberglurrte. Aber am Mittwoch drauf wartete er schon wieder auf sie. Sie ist glücklich. Eine Amour bruland, wenn man das so sagen kann.

Kolumne vom 16.9.2009


Orgasmic birth

Bitte, ich wurde gekeilt. Das Hebammenzentrum in der Lazarettgasse feiert am Freitag 25.9. sein 20jähriges Jubiläum. Freundlich lud mich die Hebamme meines Sohnes und daher Lebensmensch unseres Familienherzens dazu ein, nicht ohne mir die fantastischen Informationsmöglichkeiten Programm aufzuzählen. Man könne dort nämlich alles über die „Orgasmic Birth“ erfahren. Den Orgasmus bei der Geburt. Wow. Wie? Was? Wo war der denn damals, bitte? Okay, man hat sich sich in komischen Körperhaltungen herumgewurschtelt, dann gab es eine Beckensprengung, und ja, emotionalen Kontrollverlust aufgrund einer Liebesattacke. Aber Orgasmus war da echt keiner dabei. Meine gefinkelte Hebamme meint, es wäre ein Phänomen, das sich erst während der dritten oder vierten Geburt einstellen kann. So, was mach’ ich jetzt, so als Neugiernase? Das nenne ich Bedürfnisschaffung. Mich noch drei Kinder rausquetschen zu lassen, um dann zu meinen: „Oh, naja, bei Dir hat’s halt nicht geklappt. Aber die Kinder sind dafür fesch.“ Nanana, ich hab’s durchschaut! Trotzdem, wer Interesse hat: www.hebammenzentrum.at


Kolumne vom 23.9.2009

Kombinationsproblem

Letztens stand ich im Ankleidezimmer. Kleiner Scherz, ich bin ja nicht Mariah Carey. Also ich stand im Schlafzimmer und zog mich an. Da wurde ich sachte an die Schulter gestippt. „Pssst! Erschrick nicht,“ flüsterte mein Lebensgefährte, „aber dein BH und dein Slip passen heute farblich zusammen.“ Frechheit, oder? Das sagt er mir übrigens in riesigen karierten Boxershorts vom Billa. Aber stimmt schon, es schleichen sich so Unaufmerksamkeiten ein. In den Zeiten, in denen man bis 2 Uhr Nachmittag vögelnd im Bett liegen kann, gehen sich auch stundenlange Epilationsorgien aus. Oder eben tagelange Umkonzeptionen im Kleiderschrank, sodass stylingmässig nichts passieren kann. Tja, und die Sache mit der Unterwäsche, die spielt dann echt ins Beziehungsleben rein. Am persönlichsten wurde die Kombination oben Hui und unten Pfui genommen, d.h. der recht breite blauweiss gestreifte Wohlfühlberger und der knackige schwarze BH. Das ruft beim Partner das berühmte lachende und weinende Auge hervor. Ich hab’s erlebt. Na gut. Ich werde mich zusammenreissen. Sobald das Kind maturiert hat.

Kolumne vom 30.9.2009

Kolumnen im Falter August 2009

Lolita

Die ersten Sommergeschichten trudeln an mein Ohr. Ein Bekannter urlaubte alleine auf Sylt. Er freundete sich zuerst mit einem deutschen Burschen an und gemeinsam lernten sie Lolita kennen. Langes blondes Haar, langes braunes Bein. Sie verbrachten eine trinkende, flirtende NonStopGaudi-Zeit. Am Tag vor der Abreise bat sie die beiden für den Abend in die Umkleidehütte am Strand. Dort fanden sie Kerzenschein vor, einen Spiegel (!) und eine Matratze. Darauf: Lolita wie Gott sie schuf, abzüglich irgendeines Haares unterhalb des Halses, mit den Worten: „Meine Herren, es ist angerichtet.“ Nach ein wenig Geschmuse und Geschlecke bat sie um die Benützung von Kondomen. Hatten sie keine. Weit und breit auch keine zu kriegen. Da zog sie ihr Kleidchen wieder über ihren haarlosen Körper und sagte: wer so blöd ist, darf nicht ran. Man treffe sich an der Bar. Weg war sie. Er behauptete, sie wären noch lange vor der Umkleidehütte gestanden und hätten ihr nachgeschaut. Und ihre beiden Rohre zitterten leicht im Wind. Ich will’s ihm glauben, weil es doch gar so romantisch klingt.

Kolumne vom 5.8.2009


Seegurkenporno

Ein Freund kam zornig vom Tauchen in Kroatien zurück. Er verbrachte aufgrund eines Naturschauspiels seinen sauer verdienten Urlaub in einer trüben Wasserwelt. Er war dort nämlich mitten in den alljährlichen Seegurkenporno geraten. Die Viecher, ansonsten eigentlich im Geschlecht nicht zu unterscheiden, liegen normalerweise am Meeresboden herum wie eben Gemüse. Doch in des Mr. Seegurks Brunftzeit erhebt dieser sich zum Megadildo und beginnt wild aus dem Kopf zu rauchen. Zumindest sieht es so aus, wenn er so seine Spermien verströmt. Frau Seegurke ihrerseits liegt weiterhin herum und wartet, was das Schicksal ihr so in die Genitalien schwemmt. Selten sind Seegurkendamen daher für ihre Leidenschaft berühmt. Für einen Taucher gestaltet sich das Leben unter diesen Umständen nicht sehr aufregend. Wenn hunderte Seegurkenherren wie kleine Schlote ihre Spermien abzusondern, sieht man genau nix. Nightdive – das ist cool. Aber Spermdive? Muss man echt mögen. Sein Geld bekommt man nach so einem Ausflug übrigens auch nicht zurück. Es steht ja auch nirgends: Aussicht garantiert!


Kolumne vom 13.8.2009


Schäume

Eine Bekannte stand auf ihren Physiotherapeuten. Sie konnte nicht anders, sie dachte sich über die ganze Woche Dinge aus, die er mit ihr so anstellte. Ein gemeinsamer Kinobesuch, der im Koitus in der letzten Reihe endete. Er besuchte die familiäre Gartenparty und zog sie hinunter in den Keller, um sie auf ihrer Waschmaschine zu vögeln. Und dann, in der eigentlichen Therapiestunde passierte… genau nix. Er krachte und grammelte an ihrem Gestell herum, rein beruflich natürlich. Sie war derweil gelähmt vor Panik, dass er ihr ihre Geilheit von der Stirn lesen könnte. Bevor ich tief in meine immer sehr sinnvolle Ratschlagkiste greifen konnte, rief sie mich an. Die Stimme war wieder eine Oktave tiefer, völlig frei von Hysterie. Letzte Therapiestunde nämlich kam nach ihr ein junger Mann in die Praxis. Der sah ihr gar nicht verspannt aus. Und schon gar nicht seine Zunge, die er dem Therapeuten zur Begrüssung in den Schlund steckte. „So“, dachte sich prompt ihr Fremderotikzentrum im Gehirn. „Wir beenden nun diesen Beitrag und übergeben bis auf weiteres an die Scham. Auf Wiedersehen!“

Kolumne vom 19.8.2009


Chatterly 2


Beziehungsmidlifecrisis bei einer Freundin. Ihr Alter war ihr zu fad, zu mülltrennend, zu vorhersehbar, zu sehr immer nur genau eben er. Ihr wurde geraten, ihn zu bitten, ihr Liebesbriefe zu schreiben. Darin soll stehen, was er gerne an ihr hat. Und er schrieb. Was für ein Irrtum ihrerseits, von wegen vorhersehbar. Ich habe ein paar Auszüge davon lesen dürfen. Die romantischten Parts waren: „Deine Brüste sind gross und eigentlich immer noch ganz in Ordnung,“ „ich finde, Du riechst gut, obwohl Du leider immer noch rauchst.“ „Dein Hintern ist fett, aber ich mag das. Wirklich.“ Was für eine Frechheit, dachte ich. Wie reagierte meine Freundin darauf? Sie war verliebt! Was für ungeschlachter, unsensibler roher Klotz hat sich da die ganze Zeit unter Ihrer Ehedecke versteckt! Das hätte er sich doch so nie zu sagen getraut. Sie fand das sehr sexy. Sie lebt also nun mit ihrem eigenen Freund Lady Chatterlyhafte Holzfällerfantasien aus. Tagsüber trennt er immer noch fad den Müll, wie immer. Aber nachts, da zwingt sie ihn, ihr von ihrem Hintern zu erzählen. Und dann geht die Post ab.

Kolumne vom 28.8.2009

Kolumnen im Falter Juli 2009

Gender Identitys

Regelmässig unterwegs mit Kind und Hund, wird man viel angesprochen. „Bub oder Mäderl?“ wird da in den Kinderwagen gerufen, was, da es sich um ein ganz besonders männlich-viriles Baby handelt, doch leicht kränkend ist. Von Hemingway weiss man ja, dass seine Mutter lieber ein Mäderl gehabt hätte und ihn als solches erzogen hat. Prompt musste er dann sein restliches Leben ganz besonders vollbärtig draufgängern und permanent rohen Bison mit Whisky runterspülen, damit niemand auf blöde Ideen kommt. Solche Zwangshandlungen möchte man dem eigenen – wie gesagt, ohnehin äusserst männlichen – Baby für später natürlich ersparen. Aber dem permanenten „Bub oder Mäderl“ kommt man nicht aus. Dazu kommt noch, dass der Hund, ein für einen Bullterrier ausgesprochen ätherisch-feminines Geschöpf, seit kurzem eine extra girlie-sexye, kirschrote Halsband-Leinen-Kombi spendiert bekommen hat und seither ausieht wie, naja, Audrey Hepburn in Bullterrier. Trotzdem fragen die anderen Hundehalter: „Is eh a Weiwal?“ Wenn das Vieh jetzt mit seiner Gender-Identität zu hadern beginnt, werde ich wahnsinnig.

Kolumne vom 1.7.2009

Jagdtrieb

M. war bei einer jungen Dame abgeblitzt und hat seither Angst vor dem Tod. Also eigentlich nicht richtig abgeblitzt, er hat sie schon mit heimgenommen. Und sie auch ausgezogen. Aber dann, dann ging’s nicht weiter. Das ist ihm noch nie passiert. Es gibt dafür verschiedenste Erklärungen. Z.B. dass er eigentlich seit kurzem ziemlich verliebt ist in eine andere. Die junge Dame hat er nur aus Gewohnheit angebraten und abgeschleppt. Oder dass er zuviel getrunken hat. Aber er ist jetzt auch über Fünfzig, seit vorgestern. Und auf einmal klappt’s nicht mehr sexuell. Und jetzt hat er Angst vor dem Tod. Weil seine Liebe finden, keinen Alkohol mehr zu vertragen und über Fünfzig sein und sexuell nicht mehr zu können heisst sesshaft zu werden und sich selber beim Verfall zuzusehen. Das nächste ist dann der Tod. Sagt M. Dann teilte er seine Ängste seiner Liebe mit. Die reagierte gelassen und meinte er könne sich relaxen. Sie werde auch nicht treu sein. Dazu sei das Leben zu kurz. Jetzt geht’s M. besser. Die Jagd ist wieder eröffnet. Diesmal auf die verdammten Liebhaber seiner Liebe.

Kolumne vom 8.7.2009


Gondeltanz


Letztens konnten wir in einer Gondel gar nicht stören. Wir stiegen ein, verschwitzt nach einer sechsstündigen Wanderung durch die Tiroler Bergwelt, mit lärmendem Kind und stinkendem Hund. Drinnen stand ein Pärchen ineinander verkeilt in einer Art und Weise, dass ich mir bis zur Talstation nicht ganz sicher war ob und was die beiden anhatten, bzw. ob sie zum Schluss noch dasselbe anhatten. Es wurde geschmust, geschmatzt und geschleckt als ob es kein Morgen gäbe. Oder etwa uns. Das Kind war amüsiert über den lustigen Tanz der beiden, der Hund war irritiert wegen der eigentümlichen Geräusche obwohl weit und breit nichts zu Essen da war - und wir waren baff. Diesen Grad an libidonöser Unbeirrbarkeit finde ich schon bewundernswert. Wie lange war das her, dass man so auf seine Umwelt gepfiffen hatte? Beim Aussteigen wurde freundlich gegrüsst, das Paar schwitzte stärker als wir nach der Wanderung. Trotzig blickten wir den beiden nach: na wartet! Nur mehr so ca. 18 Jahre, dann geht bei uns wieder die Post ab und ihr müsst mit Euren zahnlosen Kindern zuschauen!

Kolumne vom 15.7.2009


Speisesex


Gesichter sind super, besonders alte. Man muss einem einmal ansehen können, ob man was zu lachen oder zu weinen gehabt hat im Leben. Dieses ganze Botoxgeeumel finde ich deshalb auch sehr schade, es gibt auf den glattgespritzten Stirnen einfach nix mehr zu lesen. Und das ist fad. Im Pinzgau gibt es eine legendäre 98jährige Wirtin, deren fantastisches archaisches Gesicht so viel zu erzählen hat, dass die 2jährige Tochter einer Freundin treuherzig fragte: Mama, ist das ein Tier?“ Die Pinzgauerin hat sich ihr Gesicht wirklich in jeder Weise erarbeitet.
Früh zur Witwe geworden führte sie ein langes, hartes, arbeitsames, achtbares Singleleben als alleinerziehnde Mutter. Ein kleines persönliches Lebensmotto jedoch gönnte sich die Kluge: In der Speis, da gibts ka Sünd‘! Dorthin durften sie der reschen Wirtin folgen, die wackeren Burschen, die knackigen Touristen oder wen‘s halt sonst noch so angeschwemmt hat. Zwischen Mehlsäcken und Einmachgläsern also holte sie sich, was die emanzipierte Frau braucht. Unter anderem die vielen tausend Lachfalten, wie‘s scheint. Und die gute Gesundheit!


Kolumne vom 23.7.2009

Kolumnen im Falter Juni 2009

Sexzeichen

Ich mag sie, diese kleinen Zeichen, an denen man erkennt, dass die Leute Sex haben. Die roten Flecken am Dekollete der Freundin, die bei ihr immer besonders langsam verblassen. Oder das Flascherl mit Olivenöl am Nachkästchen der Bekannten, damit’s auch nach der Menopause noch flutscht. Der schwule Freund K., der danach immer ein bissl zu viel redet, als würd’ ihn ein Nümmerchen aufziehen wie so ein Spielzeugauto. Die peppige Frisur der Bekannten in grellem Rotton, deren Gestrüpp am Kopf schon zum resignierenden Alterslook zu werden drohte. Der Onkel, der der Tante nach 40 Jahren noch immer auf den Hintern schauen muss, wenn sie hinausgeht. Die ansonsten sehr pingelige Freundin, die heute ihr T-Shirt verkehrt herum anhatte. Ich kenne einen, der riecht danach immer ausgesprochen lecker nach Marihuana, obwohl er wirklich kein Kiffer ist. Die Nachbarin, die sich mit 48 verstohlen beim Bipa einen Schwangerschaftstest kauft. Die Tochter des Freundes, die nicht mehr pubertierend die Augen verdreht, wenn man ihr ein Kompliment macht, sondern fraulich selbstbewusst strahlt und sagt: „Danke!“

Kolumne vom 17.6.2009



Bauchgötter


Was tun, wenn es Ende Juni ist und die Bikinifigur sich nicht eingefunden hat? Sie mit Verachtung strafen, weil sie immer noch so eine unzuverlässige blöde Kuh ist. Dann geht man ins öffentliche Bad und hängt mutig seine Wampe in die Sonne. So wie die anderen Schmerbauchkumpels. Dann geht man zum Standl und kauft sich ein Eis für den Mut, dann fette Pommes für die Wurschtigkeit, später ein Bier gegen den Durst. Und stellt fest: es geht trotz oder gerade wegen der Bandbreite an möglichen Körperformen recht offen zu im Bad. Weil’s einfach egal ist. Wahrliche Wabbelkaiser pfeiffen Dickmopsweibis nach. Beachtlich ausgestattete Matronen oder auch Bohnenstangen ohne jeglichen figürlichen Akzent beäugen genauestens was ihnen der Herrgott an Frischfleisch vor die Sonnenbrille schwappt. Bis eine sagt: „Schauz! So, und der gehört jetzt original mir.“ Eine Woche drauf sah’ ich sie mit ihrem Opfer Zunge an Zunge bzw. Schmerbauch an Bierbauch traut und zweisam unterm Baum sitzen. Also: Pfeiff’ auf die tolle Bikinifigur. Es lebe die Libido und das Talent für Augenschmaus in erweitertem Rahmen.

Kolumne vom 24.6.2009

Kolumnen im Falter Mai 2009

Sauball

Ausgerechnet die Huber Ulli war nackert im Fernsehen (Name natürlich geändert). Die Übertragung des Life Balles 09 habe ich zunächst nur mit einem mittelaufmerksamen Auge verfolgt. Bis ich die Huber Ulli erspäht habe. Prime time im TV: Megahohe silberne Pumps – und sonst nix ausser blaue Farbe am Körper. Trotzdem, eindeutig, sie war’s, jenes Mädel auf der Uni, die schon rot geworden ist, wenn sie jemandem sagen musste, dass sie in einem SEXTETT spielt. Alles was nur den Hauch von Schlüpfrigkeit hatte, hat sie nicht ausgehalten. Man durfte zum Beispiel nicht „der ist eher beidlmässig unterwegs“ sagen, sondern: „der dürfte ein bisschen ein Hallodri sein.“ Eigentlich eine superschöne Frau, die Huber Ulli, aber schwer verzopft. Dachte ich bis gestern. Sicher ist das auch ein Verdienst des Life Balles: massenhaftes verborgene Sau rauslassen. Und die steht dann da zwischen all den anderen für eine Nacht befreiten Säuen und keiner findet’s komisch und es ist sogar für einen guten Zweck. Das freut mich für die schöne Huber Ulli und ihre wirklich interessante innere Sau.

Kolumne vom 20.5.2009

Französisch!

Die Hitze lässt den Leuten sich was Gutes tun. Das konnte man auch im Wiener Augarten feststellen: es wurde gepicknickt zwischen Hängematten. Einer liess sich sogar das Skrotum kraulen, ganz öffentlich, einen Drink in der einen Hand, ein Buch in der anderen. Apropos Hängematte: vor Jahren weilte ich im Waldviertel auf einer der angesagten 2tägigen Wir-sind-Eins-mit-der-Natur Partys. Nach 7 Stunden Nts-nts-nts–Musik gab ich die Hoffnung auf ein anderes Lied auf und stapfte heimwärts durch den Hängemattenwald. Und hörte: „Ilfe, ilfe!“ Freund R. triebs mit einer bezaubernden – richtig: Französin in der Hängematte. Er hatte aber so einen unglaublichen auf der Kante, dass er in ihr und von der Hängematte ummantelt eingeschlafen ist, unweckbar, unbewegbar. Die Arme muss sich gefühlt haben wie ein Würstel in einem Hot Dog. Trotz ihrer pompten wenn auch ziemlich komplizierten Rettung erklärte die Französin dem „vertrottelten Autrichien“ ihre lebenslange Sexverweigerung. Darüber war er weniger traurig als über den neuen Spitznamen, den er seither trägt: Frère Jaques,… dormez-vous..?

Kolumne vom 27.5.2009

Kolumnen im Falter April 2009

Swaffelen

Jetzt habe ich extra gewartet bis zur Falterausgabe vor Ostern, um die wahre Geschichte des Mannes zu erzählen, der seiner Freundin ein lustiges Ostergeschenk bieten wollte. Er sass mit seinen Cojones in einem Osternest im Garten, um sich so von seiner Frau finden zu lassen. Leider kam ihr seine erwachsene Tochter aus erster Ehe zuvor. Na, das war vielleicht ein Hallo. So. Geschichte fertig. Stattdessen muss ich unbedingt auf „Swaffelen“ aufmerksam machen, das Wort des Jahres in Holland. Wer „swaffelt“, schlägt das halb erigierte männliche Geschlechtsteil mehr oder minder zärtlich gegen Körperstellen eines Sexualpartners oder gegen beliebige Gegenstände. Den Holländern taugts! Es wird laut Internet sogar gegen das Taj Mahal geswaffelt! Zum ersten Mal meines Lebens bin ich mit Penisneid konfrontiert. Wo könnte man überall dagegenswaffeln! Gegen die nette Trafikantin! Oder gegen die Niederflur-Bims, mit denen man endlich mit Kinderwagen reinkommt. Der Strache hätte damals im Wald auch swaffeln sollen, statt peinlich Soldat zu spielen. Das hätte bessere Fotos gegeben.

Kolumne vom 8.4.2009

Fotosex

Heute erlebte ich was beim Palmers. Ich kaufte mir dort natürlich voll heisse Dessous und auf keinen Fall nur Socken, weil ich etwa zu faul bin, die ewigen Einzelsocken mal zu sortieren. Also beim Palmers war ein älteres Paar so um die 60. Die Frau probierte allerhand neckisches, der Mann durfte in die Umkleidekabine hineinlugen und „Oh, wie hübsch!“ oder „“Du bist ja arg!“ murmeln. Dann hörte man ein KLICK! und der Mann machte Fotos auf der Handykamera. Netter Einkaufsbummel der beiden, fand ich. Später, beim Triumph daneben – die hatten auch tolle Socken…. äh, Dessous, traf ich die beiden wieder. Wieder ein Gekichere hinterm Vorhang und KLICK, die Fotos. Irgendwann kam die Verkäuferin und man hörte, wie sie dem Mann über die Schulter in die Kabine hineinzischelte: „Wir freuen uns sehr, dass sie uns so oft besuchen. Wenn sie Fotos von den Dessous haben wollen, wir haben auch einen Katalog. Oder aber sie kaufen auch einmal was. Dann könnten wir unseren nächsten Katalog finanzieren.“ Ein Dessousfotofetischpärchen! Mitten in Währing! Da soll noch mal einer sagen, wir wohnen so fad.

Kolumne vom 23.4.2009

Pro Arsch


Der fünfjährige Sohn einer Freundin ist verliebt in die Familienhaushälterin. Das äussert sich vorrangig dadurch, dass er sie dauernd in den Arsch beisst. Die hat sicher einen Mordsspass daran, so beim staubsaugen oder beim bügeln. Ein anderer Bekannter von mir ist auch arschsüchtig. Er kam nach vielen Modeldates eines Tages mit einer echt nicht sehr attraktiven und eher muffigen Frau daher. Nachdem nach 2 Kindern und vielen Jahren kein Ende der Beziehung abzusehen war, und die Frau immer muffiger wurde, traute ich mich ihn dann irgendwann zu fragen, was genau an der dran ist. „Sie ist eine gute Mutter, und also. Naja. Es ist ihr Arsch. Der macht mich fertig.“ Er wisse, dass das total antifeministisch ist, unwürdig und blöde, aber ihm sei völlig wurscht wie fies sie ist, Hauptsache er kommt an ihren üppigen Arsch ran. Mich hat das ja wieder ein wenig beruhigt. Wenn all mein Charme und meine Schönheit flöten geht – ich kann locker dafür sorgen, dass in der gleichen Relation mein Arsch wächst. Und wer dann nicht reinbeissen will, ist ein oberflächliches Machoschwein.

Kolumne vom 29.4.2009

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