Ich war ein Lebensmensch
Wie immer bei den wichtigen Dingen des Lebens bahnte sich unsere Lebensgemeinschaft subtil an, eher unauffällig, und doch magisch. Er machte sich jedoch ein bisschen anders bemerkbar als seine Kollegen. Er liess mir vorher ein wenig die Wange anschwellen .... nunja, jetzt im nachhinein weiss ich: der Geburtsschmerz. Nach einigen rührenden Stunden, in denen er amüsiert meine naiven Verdrängungsversuche mit Tea Tree Oil ignorierte, wie es nur die wahrhaft in sich ruhenden Individuen vermögen, war er da. Stolz, und eigentlich auf seine Weise schön, weil authentisch: Robert. Der Riesenpickel. Location: Gesicht, rechts, unter dem Mundwinkel auf 4 Uhr.
Es ging dann ganz schnell, wuchs wie ein Einser, er war ein ein hochbegabter Pickel, -- stolz lernte er schon mit 2 Tagen schreiben und lesen, die Schultüte bekam er von meiner Mutter, die sich mit dem Grossmutterdasein recht gelassen anfreundete. Wahre Liebe ist vorurteilsfrei.
Nach 5 Tagen promovierte Robert sub auspiccis praesidentis, die Anprobe für den Frack war schmerzhaft, und auch die Feierlichkeiten gestalteten sich nicht unproblematisch, nachdem Robert während der Einzugshymne mit den zarten Pflänzchen in den Gesichtern von 14jährigen Professorentöchtern flirtete. War voll peinlich.
Manchmal gab es nettere Abende, wir sassen gemeinsam vor der Glotze und sahen uns eine Sitcom an, ein paar Freunde, Robert und ich. Ich genierte mich die ganze Zeit, weil Robert so laut lachte. Ich meine, ich musste schon seine Existenz irgendwie vertreten, und die Tatsache, dass er beim Essen ein eigenes Gedeck hatte. Aber hie und da erntete ich schon einen fragenden Blick oder ein unsicheres Lächeln in unsere Richtung. "Reiss Dich zam!" hab ich einmal gezischelt, aber Robert erwiderte nur, dass er noch nie von einem Ellmayer für Seinesgleichen gehört hat. Musste erst darüber nachdenken.
Robert machte eine bespiellose Karriere als Anwalt, Filmproduzent und Anführer einer Sekte, mit über 4 Millarden Mitgliedern, deren Vereinstreffen meistens in meinem Gesicht stattfanden. Die Verpflegung hatte ich über, wie es sich gehört. Laut Hellinger hat sich die Frau dem Pickel ja unterzuordnen. Als ich einmal um die Scheidung bat, weil Robert meine Lebensplanung und vor allem meine Karriere als Topmodel aus der Bahn gebracht hatte, bekam ich einen Vortrag über das Erlernen von Demut und der Besinnung auf das innere Ich. Ich versuchte, ihn auf sein Widerliches inneres Ich aufmerksam zu machen, aber er zwang mich mit einer Entzündung, die sich bis zum Ohr zog in die Knie. Und sagte etwas sehr prophetisches: Be careful what you wish for.
Also dachte ich mir: If you can't be wih the one you love, love the one you're with.
Ich lernte mich zu fügen, wurde Heimstrickerin und freute mich, wenn mich bzw. natürlich dem wesentlich charismatischeren Robert ein Blick der Anerkennung streifte. Manchmal bekreuzigten sich die Verkäuferinnen sogar (Robert und ich diskutierten daraufhin einmal darüber, ob wir ein Wallfahrtsort werden sollen), oder spazierende Kindergartengruppen stoben auseinander. Bemerkt zu werden war was schönes. Und stellte fest, die 10 Tage seit Robert in meinem Leben war, zeichneten sich durch mehr Reflexion und Intensität aus, als die vielen Monate davor. Dafür wollte ich dankbar sein.
Just in dem Moment begann Robert zu kränkeln. Er wurde blass und fahl, und trotz intesiver Schokoladen- und Nikotinkuren, und einem kurzen Karrierehoch seinerseits, weil er dann doch noch die Weltherrschaft übernahm, -- es ging vorbei. Eines Morgens war er weg, nur noch ein rötlicher Schatten. Ich war frei. War ich Frei?
Robert fehlt mir. Uneingeladen wie er war, hat er mich doch eine Zeit begleitet, und mir einen Teil meiner Identität (auch wenn es die einer schiachen Sau war) gegeben. Was ist es, was uns um eine von vornherein sinnlose Bindung trauern lässt? Die Angst vor der Methamorphose in ein besseres Leben, weil wir am Alten, obwohl schmerzhafter Natur, hängen?
Ich schaffe es. Ich bin stark. Und ich muss mich um Roberts Kinder kümmern, zahlreich, kleiner, weniger present, aber eh auch schiach.
Was bleibt, ist der Schmerz.
Es ging dann ganz schnell, wuchs wie ein Einser, er war ein ein hochbegabter Pickel, -- stolz lernte er schon mit 2 Tagen schreiben und lesen, die Schultüte bekam er von meiner Mutter, die sich mit dem Grossmutterdasein recht gelassen anfreundete. Wahre Liebe ist vorurteilsfrei.
Nach 5 Tagen promovierte Robert sub auspiccis praesidentis, die Anprobe für den Frack war schmerzhaft, und auch die Feierlichkeiten gestalteten sich nicht unproblematisch, nachdem Robert während der Einzugshymne mit den zarten Pflänzchen in den Gesichtern von 14jährigen Professorentöchtern flirtete. War voll peinlich.
Manchmal gab es nettere Abende, wir sassen gemeinsam vor der Glotze und sahen uns eine Sitcom an, ein paar Freunde, Robert und ich. Ich genierte mich die ganze Zeit, weil Robert so laut lachte. Ich meine, ich musste schon seine Existenz irgendwie vertreten, und die Tatsache, dass er beim Essen ein eigenes Gedeck hatte. Aber hie und da erntete ich schon einen fragenden Blick oder ein unsicheres Lächeln in unsere Richtung. "Reiss Dich zam!" hab ich einmal gezischelt, aber Robert erwiderte nur, dass er noch nie von einem Ellmayer für Seinesgleichen gehört hat. Musste erst darüber nachdenken.
Robert machte eine bespiellose Karriere als Anwalt, Filmproduzent und Anführer einer Sekte, mit über 4 Millarden Mitgliedern, deren Vereinstreffen meistens in meinem Gesicht stattfanden. Die Verpflegung hatte ich über, wie es sich gehört. Laut Hellinger hat sich die Frau dem Pickel ja unterzuordnen. Als ich einmal um die Scheidung bat, weil Robert meine Lebensplanung und vor allem meine Karriere als Topmodel aus der Bahn gebracht hatte, bekam ich einen Vortrag über das Erlernen von Demut und der Besinnung auf das innere Ich. Ich versuchte, ihn auf sein Widerliches inneres Ich aufmerksam zu machen, aber er zwang mich mit einer Entzündung, die sich bis zum Ohr zog in die Knie. Und sagte etwas sehr prophetisches: Be careful what you wish for.
Also dachte ich mir: If you can't be wih the one you love, love the one you're with.
Ich lernte mich zu fügen, wurde Heimstrickerin und freute mich, wenn mich bzw. natürlich dem wesentlich charismatischeren Robert ein Blick der Anerkennung streifte. Manchmal bekreuzigten sich die Verkäuferinnen sogar (Robert und ich diskutierten daraufhin einmal darüber, ob wir ein Wallfahrtsort werden sollen), oder spazierende Kindergartengruppen stoben auseinander. Bemerkt zu werden war was schönes. Und stellte fest, die 10 Tage seit Robert in meinem Leben war, zeichneten sich durch mehr Reflexion und Intensität aus, als die vielen Monate davor. Dafür wollte ich dankbar sein.
Just in dem Moment begann Robert zu kränkeln. Er wurde blass und fahl, und trotz intesiver Schokoladen- und Nikotinkuren, und einem kurzen Karrierehoch seinerseits, weil er dann doch noch die Weltherrschaft übernahm, -- es ging vorbei. Eines Morgens war er weg, nur noch ein rötlicher Schatten. Ich war frei. War ich Frei?
Robert fehlt mir. Uneingeladen wie er war, hat er mich doch eine Zeit begleitet, und mir einen Teil meiner Identität (auch wenn es die einer schiachen Sau war) gegeben. Was ist es, was uns um eine von vornherein sinnlose Bindung trauern lässt? Die Angst vor der Methamorphose in ein besseres Leben, weil wir am Alten, obwohl schmerzhafter Natur, hängen?
Ich schaffe es. Ich bin stark. Und ich muss mich um Roberts Kinder kümmern, zahlreich, kleiner, weniger present, aber eh auch schiach.
Was bleibt, ist der Schmerz.
heidilist - 20. Mai, 16:44