Mittwoch, 14. Dezember 2005

Streetlife

Unverhofft kommt oft - ein neues Hobby. Oder überhaupt ein Hobby. Bei mir ist ja alles Arbeit, sogar Yoga irgendwie, mangels konstantem esoterischen Durchhaltevermögen. Es dient in meinem Fall lediglich dazu, mich davon abzuhalten extrem fett zu werden und im Alltag andere Menschen zu würgen. (Gefängnisaufenthalte lassen sich ungünstig in Karriereplanungen integrieren. So flexibel bin ich nicht.) Spirituell umkreise ich eher meine innere Mitte, als in ihr zu ruhen, mal sehen ob ich mal zufällig andocke. Auf der Strasse finde ich ja auch meistens ungeplant in die rarsten Pfützen der Stadt. Vielleicht ist mein Karma ja wenigstens ein um ausgleichende Gerechtigkeit bemühtes.

Also, zum Hobby: Ich bin nämlich jetzt Strassenforscherin.

Begonnen hat es mit einem Mitlauschvergnügen letzens, als mein Freund seinen Sohn bezüglich eines Referates über Wien quälte. "Wien ist die BLA - grösste Stadt in Europa, sie hat BLA - Einwohner - BLA. --- BLA --- Wien hat auch eine City, ---BLA--- der Graben erstreckt sich über BLA --bis BLA - bis zu den .... Stoffballen."

Beim Verbeissen eines Entzückungsanfalles (üblicher Ablauf: ein wenig Kreischen, Wangen rubbeln bis sie hämathös werden, Bussis) holte ich mir beinahe einen Solarplexus-Krampf. Er ist 11, da ist man nicht gern süss. Pimp my Eminen-Attidude, you better ignore my Blinde-Kuh-spielen trotzdem noch, ab und an.

Wo war ich? Ja, Stoffballen. Gemeint waren die Tuchlauben. Trotzdem war es mir ein Anliegen nachzuforschen, wo der zugegebenermassen eigene Namen herkommt:

Seit 1862 in der heutigen Ausformung; hier wurden 1153 deutsche Tuchmacher sesshaft (Lauben = Bogenhallen der Häuser = Verkaufsstellen der Tuchmacher)

Gierig forschte ich nach, was ich schon lange wissen wollte: was z.B. An-den-langen-Lüssen bedeuten soll, was ja wohl echt obszön klingt:

Seit 1894 (amtlich seit 1908; urspr. Friedhofstraße und Grinzinger Friedhofstraße), Riedname, bereits 1315 genannt, Luss ist ein durch Los zugewiesener Ackerteil.

Wie öde.

Ob die heutige Struwerviertelsrotlichtszene weiter unten am Prater erst dann aufzublühen begann aufgrund der geschäftsschädigenden bzw. imperativraubenden Namensänderung im Umfeld vom Nestroyplatz wird noch zu recherchieren sein:

Die Czerningasse heisst seit 1882 so, vorher war's die wohlklingende Schabdenrüsselgasse.

LINK: Strassennamen in Wien

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