Narziss und Haarpopsch
Zornig behauptete letztens eine Bekannte, ein neuer Spiegel hinterm Bett würde ihre Beziehung ruinieren. Der Lover wäre zwar wieder eine nimmersatte Rakete, allerdings ziehe der seinen Kick nicht etwa aus schemenhaften Reflexion extatischer Körper, sondern daraus, dass er sich, und zwar nur sich, beim Sex zuschauen könne. Er wäre ein echter Abspritznarziss und sie nahezu zur Einschlauchmaschine degradiert. Ich nahm Anteil an ihrem Grauen. Wenig später kam ein Anruf: „I am back!“ Sie hätte sich seiner Eitelkeit bedient und auf der anderen Seite des Bettes versetzt noch einen Spiegel angebracht. Das war ihm dann doch zu realistisch. Das Auf-und-Ab seines behaarten Popos, den er wirklich knackiger in Erinnerung hatte, brachte ihn aus der Fassung - und seine Geilheit um die Existenz. Fazit: Beide Spiegel flogen raus, er bemerkte wieder die Anwesenheit ihrer Brüste. Weniger hochglanzmagazintauglichen Körperteile konnten nun wieder wie gewohnt nach Geschmack zusammenfantasiert werden.
Kolumne im Falter vom 16. Mai 2007
Kolumne im Falter vom 16. Mai 2007
heidilist - 20. Mai, 22:51