Kolumnen im Falter August 2010
Klischee
Letztens sah meinem Hund zu, wie er sich umbringen wollte. Weil der schwamm stundenlang im See im Kreis, kam aber nicht um die Burg zu mir zurück, weil ich war ja die lästige Gurken mit der Leine. Apropos Gurke und Leine. Da war ein Pärchen am Ufer, sie Thai, er Österreicher. Sie massierte ihn ununterbrochen, wer kann das schon länger als eine halbe Stunde, ohne dass sich die Finger athritisch anfühlen? Also auf den ersten Blick das volle Klischee von wegen Herr und Sklavin. Aber dann kam was, was mich ehrlich gesagt echt verwirrt hat: sie standen auf, sie fasste ihm in die Badehose und führte ihn ab wie einen Hund. Gurke also als Leine. Jetzt bin ich ratlos. Was war das bitte? Exhibitionismus? Ein witziger Rollentausch von Frau Maso und Herrn Sado? Sah erbärmlich aus. Geil war‘s auch nicht. Ich verlor sie dann leider aus den Augen, weil mir inzwischen ein mitleidiger Schwimmer den Hund zugeschoben hat wie so eine alte Tschunke. Ich klage an. Nie erfahre ich irgendwas. Weder ob sich der Hund ersäuft hätte aus purem Trotz, noch wer bei dem mixed Couple die Hosen anhat.
Kolumne vom 4. August 2010
Inception
Kinoabend, Inception, neue mim Leonardi Caprio. Da geht‘s um Gedankenmanipulation. Es wird in die Träume eingestiegen und am Unterbewusstsein herumgefuhrwerkt. Die Ausstatter des Filmes hatten sicher eine Mordsgaudi. Und sie können froh sein, dass sie mich nicht im Team hatten, weil ich sag‘s ganz ehrlich: Wer dauernd nur von Häuserschluchten träumt, die sich hie und da auch in die Vertikale verschieben, hat‘s auf Dauer echt langweilig. Man wurde halt verfolgt und beballert, aber da fehlte was gravierendes: da war kein Sex. Leonardo konnte die ganze Zeit lang sorgenvoll herumwandeln und hie und da seiner toten Frau nachtrauern. Aber er blieb verschont von der Welt der verqueren Fantasie eines Otto Normalverbrauchers, wie z.B. dem Hängenbleiben am Dekollete der Gemüsefrau oder irgendwelchen fickenden Taxifahrern oder zumindest ein paar ungeplanten Nackerten, die doch sonst schon durch Träume spucken. Die ungeplanten Dampflocks, die durch Kaffeehäuser rauschen, ja, das ist traumrealistisch, aber dass alle bei der Flucht davor angezogen bleiben - das ist wiedermal typisch Hollywood.
Kolumne vom 11. August 2010
In der Schwebe
Ein Schulfreund träumte immer davon, eines Tages Sex im Weltraum, in der Schwerelosigkeit zu haben, was vermutlich ganz normal ist, wenn man 16 ist und David-Bowie-Fan.
Seinen jugendlicher Lebenstraum fiel mir wieder ein, weil ich gerade das Tauchen erlerne und man da immer wieder einmal, nun ja, schwerelos ist.
Sex stelle ich mir dabei aber, sogar ohne die streng riechende Neoprenhaut, eher mühsam vor.
Schmusen z.B. geht, aber nur wenn beide den Regulator aus dem Mund nehmen und solange der Blutsauerstoffvorrat reicht. Auch das aufblasbare und nebenbei die Brust bedeckene Tarierjacket fällt vermutlich nur ganz wenigen ins Reizwäsche-Raster. Von der ständig drohenden Gefahr, sich an Korallenbrocken die Arschbacken aufzuschlitzen, einmal zu schweigen.
Mag sein, dass das im Weltraum anders ist. Dafür müffelt es sicher in der Raumkapsel, und wenn man einmal einen etwas leidenschaftlicheren Beckenstoss ausführt, dotzt der Geschlechtspartner minutenlang gegen die Wände.
Nein, nein. Wenn schon schwerelos schnackseln, dann weiterhin im eigenen Kopf. Und mit David-Bowie-Untermalung.
Kolumne vom 18. August 2010
Ohne oben Ohne
Gestern ist mir am Badestrand eine Frau ohne Bikinioberteil aufgefallen.
Vor ein paar Jahren noch hätte eine barbusige Frau am Strand, um aufzufallen, ein grosses grünes Aufblasgnu dabeihaben müssen oder wenigstens Opernarien schmettern, sogar in Griechenland.
Auch in München herrscht Unruhe, weil dem Englischen Garten die typisch münchnerischen, aus allen Reiseführern bekannten „Nackerten“ auszugehen drohen. Die blanke Haut ist also auf dem Rückzug. Aber was bedeutet das? Ironischen Neokonservativismus, so wie die ganzen schicken Schwulen in ihren Klassensprecherpollundern a la 19179? Einen echten gesellschaftlichen Backlash, in dem die Errungenschaften der sexuellen Revolution inklusive Klitoralorgasmus zerschmettert werden sollen? Reife, erwachsene Abgeklärtheit? Möglich wäre auch, dass die Frauen neuerdings klamm auf dem Busen trocknendes Textil irgendwie geil finden. Oder sich zumindest gerne ildefonsoartig dunklernougatlichternougat im Badezimmerspiegel sehen. Ich fordere jedenfalls eine grosse gesellschaftstheoretische Debatte über dieses Thema. Natürlich im Falter.
Kolumne vom 25. August 2010
Letztens sah meinem Hund zu, wie er sich umbringen wollte. Weil der schwamm stundenlang im See im Kreis, kam aber nicht um die Burg zu mir zurück, weil ich war ja die lästige Gurken mit der Leine. Apropos Gurke und Leine. Da war ein Pärchen am Ufer, sie Thai, er Österreicher. Sie massierte ihn ununterbrochen, wer kann das schon länger als eine halbe Stunde, ohne dass sich die Finger athritisch anfühlen? Also auf den ersten Blick das volle Klischee von wegen Herr und Sklavin. Aber dann kam was, was mich ehrlich gesagt echt verwirrt hat: sie standen auf, sie fasste ihm in die Badehose und führte ihn ab wie einen Hund. Gurke also als Leine. Jetzt bin ich ratlos. Was war das bitte? Exhibitionismus? Ein witziger Rollentausch von Frau Maso und Herrn Sado? Sah erbärmlich aus. Geil war‘s auch nicht. Ich verlor sie dann leider aus den Augen, weil mir inzwischen ein mitleidiger Schwimmer den Hund zugeschoben hat wie so eine alte Tschunke. Ich klage an. Nie erfahre ich irgendwas. Weder ob sich der Hund ersäuft hätte aus purem Trotz, noch wer bei dem mixed Couple die Hosen anhat.
Kolumne vom 4. August 2010
Inception
Kinoabend, Inception, neue mim Leonardi Caprio. Da geht‘s um Gedankenmanipulation. Es wird in die Träume eingestiegen und am Unterbewusstsein herumgefuhrwerkt. Die Ausstatter des Filmes hatten sicher eine Mordsgaudi. Und sie können froh sein, dass sie mich nicht im Team hatten, weil ich sag‘s ganz ehrlich: Wer dauernd nur von Häuserschluchten träumt, die sich hie und da auch in die Vertikale verschieben, hat‘s auf Dauer echt langweilig. Man wurde halt verfolgt und beballert, aber da fehlte was gravierendes: da war kein Sex. Leonardo konnte die ganze Zeit lang sorgenvoll herumwandeln und hie und da seiner toten Frau nachtrauern. Aber er blieb verschont von der Welt der verqueren Fantasie eines Otto Normalverbrauchers, wie z.B. dem Hängenbleiben am Dekollete der Gemüsefrau oder irgendwelchen fickenden Taxifahrern oder zumindest ein paar ungeplanten Nackerten, die doch sonst schon durch Träume spucken. Die ungeplanten Dampflocks, die durch Kaffeehäuser rauschen, ja, das ist traumrealistisch, aber dass alle bei der Flucht davor angezogen bleiben - das ist wiedermal typisch Hollywood.
Kolumne vom 11. August 2010
In der Schwebe
Ein Schulfreund träumte immer davon, eines Tages Sex im Weltraum, in der Schwerelosigkeit zu haben, was vermutlich ganz normal ist, wenn man 16 ist und David-Bowie-Fan.
Seinen jugendlicher Lebenstraum fiel mir wieder ein, weil ich gerade das Tauchen erlerne und man da immer wieder einmal, nun ja, schwerelos ist.
Sex stelle ich mir dabei aber, sogar ohne die streng riechende Neoprenhaut, eher mühsam vor.
Schmusen z.B. geht, aber nur wenn beide den Regulator aus dem Mund nehmen und solange der Blutsauerstoffvorrat reicht. Auch das aufblasbare und nebenbei die Brust bedeckene Tarierjacket fällt vermutlich nur ganz wenigen ins Reizwäsche-Raster. Von der ständig drohenden Gefahr, sich an Korallenbrocken die Arschbacken aufzuschlitzen, einmal zu schweigen.
Mag sein, dass das im Weltraum anders ist. Dafür müffelt es sicher in der Raumkapsel, und wenn man einmal einen etwas leidenschaftlicheren Beckenstoss ausführt, dotzt der Geschlechtspartner minutenlang gegen die Wände.
Nein, nein. Wenn schon schwerelos schnackseln, dann weiterhin im eigenen Kopf. Und mit David-Bowie-Untermalung.
Kolumne vom 18. August 2010
Ohne oben Ohne
Gestern ist mir am Badestrand eine Frau ohne Bikinioberteil aufgefallen.
Vor ein paar Jahren noch hätte eine barbusige Frau am Strand, um aufzufallen, ein grosses grünes Aufblasgnu dabeihaben müssen oder wenigstens Opernarien schmettern, sogar in Griechenland.
Auch in München herrscht Unruhe, weil dem Englischen Garten die typisch münchnerischen, aus allen Reiseführern bekannten „Nackerten“ auszugehen drohen. Die blanke Haut ist also auf dem Rückzug. Aber was bedeutet das? Ironischen Neokonservativismus, so wie die ganzen schicken Schwulen in ihren Klassensprecherpollundern a la 19179? Einen echten gesellschaftlichen Backlash, in dem die Errungenschaften der sexuellen Revolution inklusive Klitoralorgasmus zerschmettert werden sollen? Reife, erwachsene Abgeklärtheit? Möglich wäre auch, dass die Frauen neuerdings klamm auf dem Busen trocknendes Textil irgendwie geil finden. Oder sich zumindest gerne ildefonsoartig dunklernougatlichternougat im Badezimmerspiegel sehen. Ich fordere jedenfalls eine grosse gesellschaftstheoretische Debatte über dieses Thema. Natürlich im Falter.
Kolumne vom 25. August 2010
heidilist - 12. Sep, 19:59