Mittwoch, 2. Juni 2004

Sabotage - Drama in Leopoldstadt!

Heute wurde ich vom Leben sabotiert, und ich habe Beweise dafür.

Das Einzige was ich von diesem Tag wollte, war meine Pflicht zu erfüllen (Steuer machen, bisschen arbeiten, nur Grundnahrungsmittel einkaufen). Sonst nichts. Ich wollte weder die Welt retten, noch unglaubliche Erlebnisse haben, sondern einfach meiner kleinen Wegen gehen. Lachen oder Spass haben wollte ich auch nicht. Ehrlich.

Es begann am Morgen. Im Bett. Ich schlug die Augen auf, um festzustellen, dass es leider wieder Oktober ist - Kälte und Dauerregen. Macht nichts, nicht vom Wetter abhängig sein, Heidi! Der Bin-motiviert-aus-dem Bett-Sprung endete auf der Bettkante, weil mein Bein noch geschlafen hat. Beule rechts oben an der Stirn.

Ich war gerade dabei, das als Kathastrophe des Tages abzufeiern, da schlich sich ein fieser Schmerz im linken Arm an. Von der Schulter hinunter bis zu den Fingerspitzen: ein Ziehen, welches bei jeder Bewegung unangenehmer wurde. Aha. Schmerz observieren, nicht wundern, so meine Kurzstrategie.

Der Weg ins Badezimmer war tatsächlich wenig beeindruckend, bis zu dem Moment, in dem ich nach dem Duschkopf griff. Ich konnte den Arm nicht heben. Unmöglich. Daher übrigens auch meine Beule nicht gut verarzten.

Anziehen war auch nicht. Also schlich ich in eine Leintuch-Toga
gehüllt durch die Wohnung und sortierte im Geiste meinen Tag neu.

Nachdem ich meine üblichen drei "Ich-brauche-Zuwendung" - Kontakte nicht erreichte, entschloss ich mich zu essen. Der Kühlschrank - name him Ground Zero. Also Kaffee und rauchen. Kein Kaffee, nur mehr eine Zigarette. Runtergehen war nicht, weil Toga-Style.

Also im allerwahrsten Sinne des Wortes abwarten und Tee trinken.

Es kamen zwei Anrufe.

Der erste war die Absage für ein Projekt, dessen Entwicklung mich eine Schweinearbeit gekostet hat. Der Gesprächspartner fragte mich dann in diesem Zusammenhang, ob ich vielleicht einen Job für ihn wüsste.

Der zweite Anruf, war dann eine Absage für ein Projekt, dessen Entwicklung mich ebenfalls eine Schweinearbeit gekostet hat. Dieser Gesprächspartner bat mich dann dafür um einen Job.

Mich nicht unterkriegen lassend begann ich einen Antrag für einen Antrag für einen Antrag einer zu beantragenden Geschichte für ein Amt zu tippen, die eines Antrages bedurfte. Es scheiterte an dem allerersten Wort: Antrag. Meine Fingerspitzen schmerzten, wenn sie nur in die Nähe der Tastatur kamen, begleitet von einem saumässig schmerzhaften Pumpen aus der Schulter.

Um einen Hypochonderanfall zu entgehen - Herzinfarkt mit 33! Die ersten Symptome! - rief ich eine befreundete Ärztin an, die mir riet, im Togagewand einen Franzbrandtwein kaufen zu gehen, weil das erstens hilft, und es zweitens das Wohlbefinden steigert, wenn man dann wieder in der Wohnung sein darf. Habe verzichtet.

Mittag.
Pizzamann! mein alter Freund!
Pizzamann. Der blöde Affe.
Die nehmen keine Kreditkarten, und ich hatte kein Bargeld im Geldbörsel. Also mümmelte ich ein paar alte Hummerchips und hätte mir wirklich gerne eine Suppe gemacht, wenn die Nudeln nicht so hoch über dem Herd gewesen wären. Mittlerweile war der gesamte Schultertrakt befallen, und somit auch die rechte Seite schmerzhaft.

Ich begann mich vor dem Nachmittag zu fürchten. Was habe ich getan? Welche Feinde hatte ich? Was für ein Karma verfolgte mich? Hätte ich die Kellnerin gestern freundlicher behandeln sollen?

Es läutete an der Tür. Ich traute mich nicht aufzumachen. Mittlerweile hätte der Glöckner von Notre Dame neben mir wie Mr. Universum ausgesehen. Ich hörte den Besucher wieder weggehen und öffnete die Tür. Es wäre der Postler gewesen, der mir ein heissersehntes Amazonpackerl mit einem Buch bringen wollte, auf das ich schon seit Wochen warte. Kann ich erst ab morgen von der Post holen.

Also drehte ich den Spiess um, und dachte mir ich warte, was passiert - irgendwas nettes oder positives muss doch passieren. Oder wenigstens was gleichgültiges. Nichts. Kein e-mail, kein Anruf, kein Läuten, kein Nachlassen des Schmerzes, keine Ideen, nichts.

Leichte Kopfschmerzen bahnten sich an, ich begrüsste sie als alte Freunde und bot ihnen ein Aspirin zu trinken an. Das haben sie aber sehr unhöflich abgelehnt, über den Magen als Botschafer, der ja leer war, und nichts vertrug.

Dann kam die Erleuchtung -. meine Güte!Ich habe ja ein Gefrierfach, mit Pizza und Spinat und Gemüse! Ich muss mich nur zusammenreissen - irgendwie kann ich mir das zubereiten. Mein Gefriergerät ist ein eigenständiges Standgerät am Ende der Küche. Ich trat beinahe auf meine Kinnlade: das Türchen stand offen. Schuppen von den Augen. Daher der komische Geruch seit einiger Zeit. Schnelles Rekapitulieren: letzten Sonntag, die Kidz meiner Schwester - ich habe ja immer Eis drinnen. Und die kleinen Biester haben die Tür nicht zugemacht. Alles Essen kaputt.

An die letzten paar Stunden habe ich nur mehr eine vage Erinnerung.

Ich würde jetzt sehr gerne einfach nur den Tag vorbeiziehen lassen. Ich habe die Lektion gelernt. Demut üben. Wenn sich nicht der menstruelle Supergau anbahnen würde. Völlig ausser Plan.

Das war eine Zweifingertippstory.

Good bye, cruel world.
vonHaubitz - 3. Jun, 09:50

also wenns nicht tragisch wäre, wäre es sehr lustig, jedenfalls die schilderung. ich hoffe, der heutige tag ist besser! gehts gut?

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