Geschenkstipp
Die Nachbarin meinte, sie denke dieses Jahr gar nicht über Geschenke nach. Sofort schickte ich mich an, toter Hund zu spielen, aus Furcht vor schnarchigem Retro-Text über Hass auf Weihnachten, die Lieblosigkeit der Eltern, damals vor 27 Jahren, und überhaupt, den Stress. Jedoch: „Heuer schenke ich Erotiklektüre. Allen.“ Die Menschen hätten keinen Sex mehr. Und wenn, dann komplizierten. Das wäre der Grund, warum sie alle so nerven würden. Sie plane jetzt die literarische Megainfiltrierung ihrer Umwelt, um den hormonellen Weltfrieden herzustellen. Ziel sei eine ausgeglichene Wurschtfrau beim Supermarkt, eine entkrampfte Chefin, lächelnde Omis, die nicht mehr nach ihrem Hund treten. Ich beurteile ihren Plan ja mit einer gewissen Skepsis. Ich habe einmal von ihr so ein Buch bekommen. Das war ein stilistischer Schmerzbold. Andererseits, sollten alle Beschenkten damit ein Wackelküchenkastl stützen, so wie ich, dann hat sie damit zumindest eine gewisse Stabilität des Alltags bewirkt.
Falterkolumne vom 20.12.2006
Falterkolumne vom 20.12.2006
heidilist - 10. Jan, 23:14