Bauchgefühl
Die ersten Jahre seiner Adoleszenz verbringt man damit, alles zu tun, damit einen irgendwer angreift. Man schärft seine Spritzigkeit und verzichtet sich essentechnisch einen Wolf, um in Shape zu bleiben. Ein Riesenaufwand, nur damit sich wer anderer denkt: oh, die ist gut, die will ich angreifen. Irgendwann ist man schwanger. Und denkt, man kann nun völlig druckfrei muffig, blad und fad werden. Man wombelt sich gemütlich mit der Babywampe durchs Leben und tut gar nichts mehr, ausser seine möglichst uninteressierte Ausstrahlung zu pflegen. Was passiert? Wildfremde Menschen machen Quietschgeräusche und grapschen einen an. Ich glaube, in den letzten paar Monaten hat mir kein Mensch mehr in die Augen geschaut. Der Bauch ist der Chef, und die, die dranhängt ist ausgelöscht. Ich bin zornig und plane, später auf der Strasse Leute anzufallen und sie zu zwingen für meinen irgendwann entbundenen, nie mehr wegzukriegenden Speckbauch huldigende Volks- und Kirchenlieder zu singen.
Kolumne im Falter vom 14. Mai 2008
Kolumne im Falter vom 14. Mai 2008
heidilist - 19. Mai, 11:43