Freitag, 1. Oktober 2004

HESSEVORTRAG GUITAR

zum try und wahrlich gefailten eintrag -
Kommentar von guitar hätte ich gerne prominenter:


**************
Vortrag!
Aufgemerkt!

Jetzt seids in meiner Gasse. Habe über das Glasperlenspiel eine Spezialarbeit in der Schule geschrieben.

Lustig: Erstens stammt dieses Gedicht "Stufen" aus dem "Glasperlenspiel" - es ist eines der fiktiven Hauptfigur Josef Knecht. Zweitens liegt das "Glasperlenspiel" rein zufällig grad neben mir auf dem Schreibtisch.

Der Hesse ist 1962, am 9. August, in der Schweiz gestorben. Hätte er sich nach "Demian" umgebracht, hätte er den Großteil seines Werkes, für das er später den Literaturnobelpreis gekriegt hat, nie schreiben können. Ich vermute, Heidrun, dir ist hier Hesses Protagonist aus "Steppenwolf", eh ein plumpes Selbstporträt, reingerutscht, der hat so einen Hang zum Entleiben.

Aber tröste dich: Es gab viele Dichter, die sich suizideten. Der Hesse nicht, dazu war er viel zu brav und als Missionarskind auch viel zu bigott protestantisch.

Was wollt ich noch sagen? Ahja, dass ich "Stufen" eher für ein gutes Motto noch Trennungen halte, was einem zum diesem Zeitpunkt jedoch nichts gibt, weil man nichts will, außer Schmerzen haben. Bei meiner Hochzeit 1993 wurde dieses Gedicht von unserer Trauzeugin vorgetragen. Gestern habe ich die Scheidungspapiere unterschrieben. Dafür ist die Trauzeugin jetzt verheiratet, ihr Mann vögelt aber auswärts.

Noch was? Genau: Als ich 17 war, hielt ich Hesse für ein Geschenk des Himmels an mich, nur an mich. Die Nichtmehr17jährigen, die mir milde erklärten, sie hätten das mit 17 ebenso empfunden, das würde sich aber bald auswachsen, habe ich für diese Aussagen gehasst. Heute, wo ich zweimal 17 plus 2 alt bin, sage ich: Das hat sich ausgewachsen.

(Zum Glück muss ich das über Neil Young, The Clash und The Doors nicht sagen. Oder nein, über The Doors doch auch).

Das "Glasperlenspiel", damals meine Bibel, kommt mir heute wie die fiebrig-verschwurbelte Wisseneselitenphantasie eines alten, an der Grenze der Tattrigkeit pausierenden Mannes vor, der mit sich im Unreinen ist. "Demian" ist eine Halbzeit lang sehr spannend und verliert sich dann im Eso-Schmafu. Siddartha ist die Langfassung des George-Harrison-Songs "My Sweet Lord", nur viel fader. "Unterm Rad" ist sehr gute Sozialprosa, und "Narziss und Goldmund" eine auf den Punkt geschriebene Erzählung über zwei ungleiche Lebensfreunde, bei denen man genau spürt, dass der Autor gern beide wäre.

Aber sonst?

OK, es läutet. Ihr dürft gehen. Kein Laufen am Gang!
Morgen Test.
****************

try, fail, try again, fail better.

Modifiziert: folgender Beitrag ist komplett falsch recherchiert, also man muss ihn nicht lesen. Der Hesse starb urspät und auf keinen Fall nach Demian. Kam ich heute nach 20 Jahren drauf. Das heisst, ich kann den ganzen Kram nochmal lesen, unter anderen Gesichtspunkten.


*******
Tag 3 mit Kranksein. Wunderlich umadumdenken ist da okay. Badewanneneinfall: Wieso headlinen alle Eltern "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" auf die Taufanzeigen ihrer Sprösslinge. Ich frage mich, ob das nicht eine totale Themenverfehlung ist, bzw. ob die Leute über diese Zeile hinaus recherchieren, worums überhaupt geht.

Für mich ist das Gedicht eher so eine Art Kochrezept. Der Anfang von etwas als Hoffnungsträger in Richtung erträglichere Umstände ist quasi das Backpulver. Ohne dem bleibt der Kuchen von vornherein sitzen.

STUFEN
(von Hermann Hesse)

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse,
p.s.: wer da die Rechte hat weiss ich nicht, bitte verklagt mich nicht, ich bin jung und brauche mein Geld.)

Wahrscheinlich Hesses Form von Autosuggestion zur Vermeidung eines Totalabsturzes. Meiner Meinung nach gehts hier um den Versuch, den Prozess des Loslassens und Verkraftens zu beschreiben.

Wenn man weiss, dass er sich nach Fertigstellung von "Demian" umgebracht hat, wird dieses Gedicht aus karmischen Gründen von den Dokumenten seiner Nachkommen fernzuhalten wissen. Sofern es willkommene Kinder sind, für die man sich Leichtigkeit als höchstes Lebensgut erhofft.

Aha. Oi. Heute also schwülstiger Tag, List.
Schreibe noch was Peppiges:
PEPPI!

Bockelmania

Ich veröde gerade vor der Udo Jürgens-Ist-Steinalt-Blieb-Aber-Jung-Show. Das erinnert mich an eine nette Geschichte mit meiner Mutter. Sie ist ein 1,55 kleiner Nerd, nur archäologisches Zeug, Mittelalterforschung, jedoch sehr verhalten Realitätsnahes ist ihrer Seele anheim. Und passend dazu ist sie zutiefst schüchtern. Was nicht heisst, dass sie nicht weiss, wie sie sich das holt, was sie will. Sie ist Udo Jürgens Fan und wollte ihn immer schon mal aus der Nähe sehen.

udo

So begab es sich, dass ich sie vor ein paar Jahren in eine Udo Jürgens Präsentationsparty in eine Bar schleusen konnte. Wie immer verzog sie sich mit meinem Vater ins letzte Eck. Staunte mit ihren grossen Kinderaugen über die Prominenz. Schüttelte ihren Kopf über meinen Mickey-Mouse-Job. Nippte ein wenig am Wein.

Da erschien Udo und setzte sich an den Flügel, umringt von Kameras und Fotografen, und zig Fans. Ich konnte es in meinen Augenwinkeln erahnen, aber zu spät, um zu reagieren: Meine Mom fiel in Trance, stand auf, steuerte auf den Bösendorfer inklusive seinem salbungsvollen Bediener zu, und stellte sich 3 cm neben ihn. Und blieb da auch den Rest des Abends stehen.
Eisern. Winzig. Ernst.

Medienoutput:
Seitenblicke
ZiB1, 2 und 3
Krone, Kurier, Standard, Kleine Zeitung, APA,...

Sie ist zwar jene visionäre Person, die sofort erkannte, dass die gefundene Ötzimumie aus der Bronzezeit stammen muss, aber berühmt geworden ist sie wohl durch Udo Jürgens.

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