HESSEVORTRAG GUITAR
zum try und wahrlich gefailten eintrag -
Kommentar von guitar hätte ich gerne prominenter:
**************
Vortrag!
Aufgemerkt!
Jetzt seids in meiner Gasse. Habe über das Glasperlenspiel eine Spezialarbeit in der Schule geschrieben.
Lustig: Erstens stammt dieses Gedicht "Stufen" aus dem "Glasperlenspiel" - es ist eines der fiktiven Hauptfigur Josef Knecht. Zweitens liegt das "Glasperlenspiel" rein zufällig grad neben mir auf dem Schreibtisch.
Der Hesse ist 1962, am 9. August, in der Schweiz gestorben. Hätte er sich nach "Demian" umgebracht, hätte er den Großteil seines Werkes, für das er später den Literaturnobelpreis gekriegt hat, nie schreiben können. Ich vermute, Heidrun, dir ist hier Hesses Protagonist aus "Steppenwolf", eh ein plumpes Selbstporträt, reingerutscht, der hat so einen Hang zum Entleiben.
Aber tröste dich: Es gab viele Dichter, die sich suizideten. Der Hesse nicht, dazu war er viel zu brav und als Missionarskind auch viel zu bigott protestantisch.
Was wollt ich noch sagen? Ahja, dass ich "Stufen" eher für ein gutes Motto noch Trennungen halte, was einem zum diesem Zeitpunkt jedoch nichts gibt, weil man nichts will, außer Schmerzen haben. Bei meiner Hochzeit 1993 wurde dieses Gedicht von unserer Trauzeugin vorgetragen. Gestern habe ich die Scheidungspapiere unterschrieben. Dafür ist die Trauzeugin jetzt verheiratet, ihr Mann vögelt aber auswärts.
Noch was? Genau: Als ich 17 war, hielt ich Hesse für ein Geschenk des Himmels an mich, nur an mich. Die Nichtmehr17jährigen, die mir milde erklärten, sie hätten das mit 17 ebenso empfunden, das würde sich aber bald auswachsen, habe ich für diese Aussagen gehasst. Heute, wo ich zweimal 17 plus 2 alt bin, sage ich: Das hat sich ausgewachsen.
(Zum Glück muss ich das über Neil Young, The Clash und The Doors nicht sagen. Oder nein, über The Doors doch auch).
Das "Glasperlenspiel", damals meine Bibel, kommt mir heute wie die fiebrig-verschwurbelte Wisseneselitenphantasie eines alten, an der Grenze der Tattrigkeit pausierenden Mannes vor, der mit sich im Unreinen ist. "Demian" ist eine Halbzeit lang sehr spannend und verliert sich dann im Eso-Schmafu. Siddartha ist die Langfassung des George-Harrison-Songs "My Sweet Lord", nur viel fader. "Unterm Rad" ist sehr gute Sozialprosa, und "Narziss und Goldmund" eine auf den Punkt geschriebene Erzählung über zwei ungleiche Lebensfreunde, bei denen man genau spürt, dass der Autor gern beide wäre.
Aber sonst?
OK, es läutet. Ihr dürft gehen. Kein Laufen am Gang!
Morgen Test.
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Kommentar von guitar hätte ich gerne prominenter:
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Vortrag!
Aufgemerkt!
Jetzt seids in meiner Gasse. Habe über das Glasperlenspiel eine Spezialarbeit in der Schule geschrieben.
Lustig: Erstens stammt dieses Gedicht "Stufen" aus dem "Glasperlenspiel" - es ist eines der fiktiven Hauptfigur Josef Knecht. Zweitens liegt das "Glasperlenspiel" rein zufällig grad neben mir auf dem Schreibtisch.
Der Hesse ist 1962, am 9. August, in der Schweiz gestorben. Hätte er sich nach "Demian" umgebracht, hätte er den Großteil seines Werkes, für das er später den Literaturnobelpreis gekriegt hat, nie schreiben können. Ich vermute, Heidrun, dir ist hier Hesses Protagonist aus "Steppenwolf", eh ein plumpes Selbstporträt, reingerutscht, der hat so einen Hang zum Entleiben.
Aber tröste dich: Es gab viele Dichter, die sich suizideten. Der Hesse nicht, dazu war er viel zu brav und als Missionarskind auch viel zu bigott protestantisch.
Was wollt ich noch sagen? Ahja, dass ich "Stufen" eher für ein gutes Motto noch Trennungen halte, was einem zum diesem Zeitpunkt jedoch nichts gibt, weil man nichts will, außer Schmerzen haben. Bei meiner Hochzeit 1993 wurde dieses Gedicht von unserer Trauzeugin vorgetragen. Gestern habe ich die Scheidungspapiere unterschrieben. Dafür ist die Trauzeugin jetzt verheiratet, ihr Mann vögelt aber auswärts.
Noch was? Genau: Als ich 17 war, hielt ich Hesse für ein Geschenk des Himmels an mich, nur an mich. Die Nichtmehr17jährigen, die mir milde erklärten, sie hätten das mit 17 ebenso empfunden, das würde sich aber bald auswachsen, habe ich für diese Aussagen gehasst. Heute, wo ich zweimal 17 plus 2 alt bin, sage ich: Das hat sich ausgewachsen.
(Zum Glück muss ich das über Neil Young, The Clash und The Doors nicht sagen. Oder nein, über The Doors doch auch).
Das "Glasperlenspiel", damals meine Bibel, kommt mir heute wie die fiebrig-verschwurbelte Wisseneselitenphantasie eines alten, an der Grenze der Tattrigkeit pausierenden Mannes vor, der mit sich im Unreinen ist. "Demian" ist eine Halbzeit lang sehr spannend und verliert sich dann im Eso-Schmafu. Siddartha ist die Langfassung des George-Harrison-Songs "My Sweet Lord", nur viel fader. "Unterm Rad" ist sehr gute Sozialprosa, und "Narziss und Goldmund" eine auf den Punkt geschriebene Erzählung über zwei ungleiche Lebensfreunde, bei denen man genau spürt, dass der Autor gern beide wäre.
Aber sonst?
OK, es läutet. Ihr dürft gehen. Kein Laufen am Gang!
Morgen Test.
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heidilist - 1. Okt, 13:39
non entia enim lizet ...
Man nehme nur diesen mühsamen Aufbau. Zuerst die Widmung: Den Morgenlandfahrern. Dann dieses lateinische Pseudovorwort. Dann die Einleitung. Dann der eigentliche Roman. Dann "Josef Knechts hinterlassene Schriften", zuerst die Gedichte, dann die drei Erzählungen ... Eine einzige Einladung an einen pubertierenden Hirnwixer, sich diese verschwurbelte Luftwelt zueigen zu machen und dadurch etwas zu haben, was nur ihm gehört (im Idealfall hat man genau EINEN Freund, der dieses Faible teilt. Den hatte ich. Wir lernten gemeinsam das Intro auswendig: Non entia enim lizet ...).
Aber ist es nicht oft so, dass man etwas, was sich zunächst sehr mühsam anschmeckt, dann besonders liebt? Einerseits, weil man eben so viel Mühe in die Überwindung dieses Geschmacks gesteckt hat, andererseits, weil eben so viele andere diesen schlechten Geschmack nicht überwinden und man dadurch zu einer Elite gehört, auch wenn diese Elite im Extremfall nur aus einem selbst besteht? Ist es nicht auch ähnlich bei den Liebhabern von Death Metal, Free Jazz , Klachelsuppe oder Guiness-Bier?
Anyway. Das, was Hesse für Pubertierende so lecker und für alle anderen so flach macht, ist sein ewiges Denken in Antagonismen. Hesses Welt zerfällt immer schön säuberlich in Schwarz und Weiß, Heiß und Kalt, Nordpol und Südpol, Geistig und Emotionell, Männlich und Weiblich, Bücher und Sex, Geld und Kunst, Welt und "Geist". Davon, und nur davon, handelt sein Gesamtwerk, jedes einzelne Buch.
(Kein Wunder übrigens, dass er, so denkend, keine einzige überzeugende Frauenfigar zusammengebracht hat. In seinen Büchern glänzen nur die Männer, die Frauen geben Stichworte oder werden gevögelt.)
Ich vermute, man muss so denken, wenn man 17 ist, das ist wichtig für die Entwicklung, davon kriegt man ein muskulöses Hirn und weiße Zähne. Aber manche lösen sich von dieser Welt der Gegensatzpaare nie, werden Literaturnobelpreisträger oder auch Parteichef der FPÖ oder die Kronenzeitung.
Bleibt noch die Frage, was Morgenlandfahrer sind. Ich vermute, das, was Paulo Coelho "Krieger des Lichts" nennt. Der hat mit dieser Haushaltsspiritualität ja Weltkarriere gemacht.
Ende des Proseminars zum angewandten Hessismus.
sehr schön.
ausser meinen einzigen lateinischen satz:
patria nostra olim provincia romana erat.
unser vaterland war einst römische provinz.
(geht gedemütigt und entintellektualisiert links ab)
Interessant, interessant, der arme Herrmann, kommt er wohl nicht gerade gut weg bei Euch, oder sind das eher die entäuschten Seelen, die da in ihrer Bitterkeit sprechen, deren Jugendträume sich nie erfüllten, da sie nicht loslassen konnten? (Nur einmal so als provokante Frage)
Ach so zu schwarz/weiss und Hesse, falls sie dieses weiter behaupten wollen, dann lesen sie doch erst einmal das "Tractat vom Steppenwolf" den da steht eigentlich was ganz anderes drin, so von wegen schwarz/weiss denn dies war genau nicht die Absicht von Hesse. Wer den Demian verstehen möchte sollte sich auch ein wenig C.G. Jung zu Gemüte geführt haben, vielleicht wird dann einiges klarer. Das HH selber die Wandlung geschafft hat wird aus dem Märchen Pictors Verwandlungen deutlich, also erst einmal ein wenig lesen und lernen und dann vielleicht den lieben Herrmann nicht mit Neil Young in einen Topf schmeißen, den da dreht es sich echt ins verkehrte. Weiterhin viel Erfolg beim Suchen ihres Weges, geben sie nicht auf, es lohnt sich...
Liebe Grüße, der Morgenlandfahrer
Das mit dem Hesse weißichehalles, ich hab über den Tonnen von Material gelesen, ihm praktisch meine Jugendgewidmet. Ich find ihn halt heute trotzdem nicht mehr so gut, Neil Young hin, C. G. Jung her, aber ich versteh, warum ich ihn damals so mochte.
Aber ich respektiere jeden, ders anders sieht.
Guten Wind beim Morgenlandfahren!
postet beide sofort einen witz!
nie enttäuscht, mir sind nur schriftsteller begegnet, später die weniger elegisch ähnlich (lebens-)führendes ausdrücken konnten. Oder auch der eine oder andere Song. Alles eine Frage des persönlichen Stils und der persönlichen Befindlichkeit. Dazwischen haben ja auch Calvin und Hobbes ihre bestätigende Berechtigung.
Witz
Eine Frau kommt zum Arzt: Herr Doktor, Herr Doktor, ich hab einen Knoten in der Brust! Drauf der Arzt: Wer mocht'n sowas ...
Ich bin der schlechteste Witzerzähler der Welt. Ich hasse Witze. Der erste stammt von meiner Exfreundin, der zweite von meiner Exfrau. Mehr kann ich nicht.
wahnsinn, eigentlich.
Morgenlandfahrer
Glasperlenspiel mit der Widmung - darauf kommts mir jetzt an - war mir recht unverdaulich. Ich las es mit 19. Und es erschien mir daher auch unverdaulich genug um mir etwas auszuleihen.
Als ich mit 20 mit einigen Freunden einen Kunstverein (Ö= schliesslich das Land der Verein) gründete, nannten wir ihn "Die Morgenlandfahrer". Zeit seines Bestehens hatte ich das Gefühl, dass der Name eigentlich wie eine Sekte klingt und ich versuchte ihn möglichst zu vermeiden. Naja diese Zeiten sind ja vorbei, aber ich denke, den Verein gibts noch immer, auch wenn schon lang nix mehr gschehen ist. Zum Glück hab ich mich dann sehr bald der südamerikanischen Literatur zugewandt, das ermöglicht mir jetzt ein halbwegs Deppressions-freies Leben.
Demian war mein erstes mit 18. Ach ne zwangsweise Steppenwolf in der 9. Klasse, aber da noch wegen Schulzwang keinerlei Zugang gefunden. Nach Demian kam lange Zeit gar nichts, also eine Hessefreie Zeit, keine schwülstige, dahinsiechende Jugend.
Danach ist mir ein Gedichtband in die Hände gefallen und der hat mir dann wieder die Augen geöffnet und zu einer Identifizierung mit dem Leiden Hesses geführt. Ja, der Mensch braucht seine Projektionen um an ihnen zu wachsen...
Jetzt ein neutrales Bild, aber das Bewußtsein, daß Hesse durch eine schwere Zeit geholfen hat und darum mein Dank und meine Verehrung für ihn, ansonsten depressionsfrei mit allerlei kunterbunter Literatur ;-)
Das ist aber an dieser Stelle auch wieder genug, denn sonst werden hier wieder Witze erzählt und das wollen wir dem Blog wohl nicht antun...
Zu VonHaubitz: Cooler Verein! Auch ein guter Bandname. Aber was sind Morgenlandfahrer eigentlich ("Morgen fahr ma aufs Land..."?).
noch ein witz