Samstag, 21. November 2009

Kolumnen im Falter Februar 2009

Porno im WUK

Ausgehtipp-Service für Valentinstag: für Verliebte oder zumindest Sexmögende gibt’s eigentlich nur ein MUST: das Symposion Pornonom – ein Diskurs über Pornografie im Wiener WUK. Ich glaube, es kommt besonders pfiffig bei einer ersten Verabredung daher, wenn man sich dafür Tickets kauft. „Wie ist das, steigen wir schon beim Beitrag Alternative Männlichkeit ein, oder etwa bei Kontrasexualität im Café Flesh bzw: Wann eigentlich begann der pornografische Film sich selbst zu dekonstruieren? oder erst bei der Performance My dick is a cock is a dick is a cock - eine Annäherung an das Genitale or just an-other cum-shot“. In so einem Rahmen weiss man dann eh sofort, mit wem man sich da grade trifft. Man stoppt gleich ab, ob an den richtigen Stellen gelacht, geflüchtet oder eregiert wird. Also 14. Februar, nicht vergessen. Fangt schon um 17 Uhr an, d.h. es geht sich nach all den Eindrücken in der Nacht bestimmt noch ein privates Nümmerchen aus. Ich gehe ja nicht hin, wegen dem zahnenden Baby daheim. Achja, in dem Zusammenhang fällt mir ein: Gummi nicht vergessen!

Kolumne vom 4.2.2009

Stellungnahme


Ich lese mit Bestürzung, dass die Sexstellung Nummer 1 Frau-sitzt-auf-Mann ist. Typisch. Kaum ist die Genderpolizei ausgesperrt, z.B. also aus dem Schlafzimmer, schleichen sich sofort die üblichen Machismen ran. Umgekehrt, also Mann-sitzt-auf- Frau muss gepoppt werden, mindestens genauso oft! Unsinnig, unbequem und relativ ungeil? Wurscht. Es geht hier um Gerechtigkeit. Die zweitbeliebteste Stellung ist dann schon wieder Frau-sitzt-auf-Mann, aber verkehrt herum. Also, ich weiss nicht. Wo wurde die Umfrage gemacht? In der Herrensauna vom Amalienbad, letzten Dienstag, wo eh’ nur der Schurli, der Vickerl und der Hansä da waren? Ich lese weiter: dann kommt schon die 69erstellung. Wie unbequem ist dass denn? Lauter Streber, ich pack’s nicht. Oder komme ich auf den nächsten grossen Betrug meines Lebens drauf? So wie’s das Christkind, später den Lieben Gott nicht gibt und jetzt noch: Löffelchenstellung kann keiner leiden?? Falls hier irgendwer nicht so olympisch unterwegs ist, wie anscheinend die Mehrheit und fragt: Missionarsstellung hält auf Platz 9. Allerdings NACH Sex im Stehen.

Kolumne vom 11.2.2009

Pleite macht Sex

Auf einmal sass die Bekannte wieder mit roten Backen und leuchtenden Augen vor mir. So habe ich sie schon lange nicht mehr erlebt. Also wirklich lange, wir sprechen von Jahren, in denen zwei Schwangerschaften und ein Megaumzug in eine andere Wohnung absolviert wurden. Warum? Sie hatte wieder den Sex entdeckt! Nicht den gelegentlichen. Den dauernden, mehrmaligen, abwechslungsreichen. Sie hatte wieder den Sex, den man früher hatte, als man noch die Partner öfter gewechselt hat und somit immer wieder in die anfängliche Sexualhysterie kippen konnte. Ein Verdienst der Weltwirtschaftskrise. Gegen die hatte sie nun echt nichts mehr. Ihr Partner wurde nämlich kürzlich gefeuert. Was also blieb nach dem Streichen aller Hobbys und Mitgliedschaften und Verpflichtungen was Spass machte und gratis war: der Sex, der alte Kumpel. „Die Freude kam beim Tun!“ gluckste sie. Sie sieht positiv in die Zukunft. Weil, wenn ihnen bald auch das Geld für Essen irgendwann knapp wird, dann wird sie schlank auch noch. Ich gratulierte herzlich. Pleite sein macht ein gutes Leben. Wir sind die Glücksgeneration!

Kolumne vom 18.2.2009


Alter Ego Sex

Schon wieder mein Redakteur, der Herr Wurmdobler. Schickt mit ein Mail mit dem Betreff: Nachbericht zum Pressefrühstück "Tabuthema Scheideninfektion."Drucktaugliches (!!) Bildmaterial der Initiative Gesunde Scheide sowie die Pressemappe der Pressekonferenz finden Sie zum Download im Pressebereich der Website www.gesundescheide.at. Sowas kommt besonders gut, wenn man es um 5 in der Früh liest, auf nüchternen Magen. Obwohl, dazu fällt mir die Geschichte einer Bekannten ein, die behauptete, dass sie den besten Sex ihres Lebens während einer Pilzinfektion hatte. Sie sass mit ihrem Partner im Bett und sie erzählten sich was sie sich gegenseitig Gutes antun würden, wenn sie nur vögeln könnten. Er konnte dabei zwar bequem Hand an sich anlegen, aber auch sie schaffte es, sich so in Rage zu fantasieren, dass sie schliesslich auch was davon hatte. Irgendwann war sie geheilt und fand den drauffolgenden Sex eher Mau. Also erzählten sie sich wieder, was sie tun würden, wenn der Sex weniger mau wäre. Hat funktioniert. Man muss also mit seinem geileren Alter Ego vögeln, dann klappt auch mit dem Orgasmus.

Kolumne vom 28.2.2009



REZENSION FÜR DEN FALTER:

Charla Muller

365 Nächte (365 Nights – A Memoir of Intimacy)


Kein & Aber Verlag


Eine amerikanische Durchschnittsfrau Frau schenkt ihrem amerikanischen Durchschnittsmann Mann zum 40. Geburtstag ein Jahr lang täglich Sex. Der ist schockiert, aber blöd wär er, wenn er’s nicht angenommen hätte. Wer denkt, damit ist der Kick off eines neuen Kamasutra der 00er Jahre gegeben, hat sich irren müssen. „365 Nächte“ ist so eine Art Allen Carr meets Bridget Jones Diaries Sexuallebensratgeber. Der Zeitrahmen ist Juli bis Juni – die einzelnen Monate sind gewissen Themenbereichen untergeordnet, z. B. Sex trotz Kinder, Sex trotz fetter Schenkel, Sex trotz Arbeit, Sex trotz keine Lust und so weiter. Darüber hinaus erfährt man, dass man sich nicht künstlich verschönern lassen muss, um viel zu vögeln. Durchaus amüsante Gedanken sind streckenweise so ausformuliert und mit mehrseitigen Beispielen untermalt, dass einem beim Lesen hie und da doch ein: JA- HA! HABS KAPIERT!! auskommt. Nämlich: Sex muss man öfter machen um ihn mehr zu mögen. Andererseits: Was als langatmig und manchmal auch stilistisch holprig daherkommt, ist vielleicht sogar beabsichtigt. Ähnlich wie Allen Carrs Nichtraucherbibel mit der Message, man brauche den Tschick einfach nicht, bieten die langen Passagen mit den ewigen Wiederholungen, worauf die Autorin hinaus will durchaus gewisse suggestive Qualitäten. Irgendwann drängt sich tatsächlich der Gedanke auf: okay, jeden Tag Sex bringts wahrscheinlich wirklich. Er verbrennt durchschnittlich 200 Kalorien und durchblutet. Er macht auf der Langstrecke daher schön, fit, glücklicher durch Stressabbau und vor allem: öfter geil. Man ist daher bereit für mehr Sex, was wiederum frei macht, weil man sich nicht dauernd denken muss, dass man eigentlich mehr Sex haben sollte. Oder: frei nach Meryll Streep, die in einem Interview auf die Frage, was ihr Sex bedeute, antwortete: Sex is Everything. Gute Idee, das Buch. Schade, dass es ein bisserl fad ist. Ans Eingemachte geht’s schon gar nicht. Die Charlotte Roche Jüngerschaft würde in Tränen ausbrechen.

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