Freitag, 17. Dezember 2004

Narrenturm vs. saublöde Mutprobe

Letztens war ich im Wiener Narrenturm. Die Beschreibungen dessen was das realitätsscheue Auge dort verdrücken muss hat mich bislang eher von einem Besuch abgehalten. Auch wenn es eine echte Wiener Kult-Institution ist. Ich muss ja auch keine Kutteln essen, nur um mich der kulinarischen Basis nahe zu fühlen. Sowas muss man aushalten wollen und können. Ich habe mir noch nie gedacht, hey Baby, lass mal Deine Nieren anschauen - egal wie nahe ich mich jemanden fühlen wollte. Körper sollen doch auch noch was geheimnisvolles haben. Was mich an die Geschichte eines Bekannten erinnert, der Mediziner geworden ist. In der Sezierstundenzeit haben die Studenten den einen oder anderen Arm mitgehen lassen, und zur Kreislaufanregung der anwesenden Pensionisten in der Strassenbahn in die Haltegriffe gehängt.

Ein quasi beruflicher Termin führte mich also doch in diese Einrichtung. bitte keine Fragen, was DAS wohl für ein Beruf sein kann.

Was ich dort zu sehen bekam, ist so dermassen far out from se normale Erträglichkeitspensum, dass ich nach dem 1. Zimmer wieder gehen wollte - obwohl da echt nur harmlose Darmtumörchen eingelegt waren, Human-Mixed-Pickles-Style quasi. Mein Magen fühlte sich an wie eine Waschtrommel, die im Schleudergang steckengeblieben ist.

Face the Körperlichkeit in allen Nuancen, auch den Erschreckenderen. Einige ängstliche Minuten verharrte ich vor dem Zimmer 2. Dann begann mich der Teufel zu reiten. Ästhetikfan sein ist voll feig. Also bin ich losgestapft, habe die einzelnen Räume wie einen grausigen Adventkalender beschritten und mir alles angesehen, diese ganzen unglaublichen Auswüchse menschlicher Inner-und Äussereien.

Befreit und stolz verliess ich das Museum, eigentlich aber schon froh, dass der nächste Fernet nur 2 Gehminuten weit weg war.

Ich habe einen Dämon besiegt. Wir sind alle einfach nur kleine Nuancen an Erscheinungbildern - den Normalo erkennt man nicht durch seine leckere Wohlgestalt. Und den Schircho nicht an seinem ungefallenden Gesicht. Mal sehen wie lange die daraus gewonnene aufgefrischte Menschenseelenliebe und die Demut vor meiner Gesundheit anhält.

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